Für Autoren

(c) Perry Rhodan FanZentrale
Erstveröffentlichung in SOL Nr. 23 - 3/01

 

Einige Tipps für angehende Autoren (9/12)

von Klaus N. Frick

Nachdem ich es nicht geschafft habe, in der letzten SOL einen Text mit Tipps für Autoren zu schreiben, gibt es diesmal wieder eine Folge. Heute geht es mehr um die »Stilschule«, sprich um kleine Hinweise darauf, wie man einen Text durch kleine Änderungen verbessern kann. Wobei auch hier gilt, dass nur Übung erst den Meister macht ...

Immer wieder stelle ich fest, dass ich bei der Lektüre von Geschichten schon sehr schnell über die ersten Sätze stolpere und dann keine Lust mehr habe. Das ist nicht unbedingt mein Fehler, vielleicht ein Fehler meiner Ungeduld – es ist ein Fehler des Autors oder der Autorin. Ziel eines Schriftstellers sollte ja schließlich sein, seine Leser so zu fesseln, dass diese nicht mehr aufhören können, an seinem Text weiterzulesen.
Dazu benötigt man natürlich eine spannende Geschichte. Hilfreich ist aber ebenso, wenn der Text so gut aufgebaut ist, dass jeder Satz für sich spannend und passend ist. Stimmen der Stil und die grammatische Richtung nicht, kann sich der Autor noch so viel Mühe geben und niemand wird seinen Text interessant finden. Um es fies zu sagen: Wenn ich gleich im ersten Satz über grammatikalische Fallen und stilistische Pannen stolpere, verliere ich die Lust am Weiterlesen. Dann muss ich nämlich davon ausgehen, dass der Autor – wenn er schon solche Kleinigkeiten nicht beherrscht – nicht in der Lage ist, seinen Text ausreichend professionell und interessant zu gestalten.

Die folgenden Tipps können nur Hinweise geben. Auf dem deutschsprachigen Markt existieren einige Sachbücher, die sich mit stilistischen Fragen beschäftigen. Zu empfehlen sind unter anderem die mehrfach nachgedruckten und in verschiedenen Verlagen publizierten Bücher von Wolf Schneider, die so schöne Titel wie »Deutsch fürs Leben« und »Deutsch für Profis« tragen. Deren Lektüre wird von mir dringlich ans Herz gelegt!

Das passende Wort

Wie wichtig es ist, das ideale Wort zu finden, habe ich im Rahmen meiner Artikelserie schon gelegentlich erwähnt. Mein schönstes Beispiel ist stets der folgende Satz: »Peter befand sich hinter dem Busch.« Das Beispiel bringe ich immer wieder, weil es so schön einleuchtend ist. Wie einfach wäre es, hier einfach zu schreiben: »Peter saß hinter dem Busch.« Oder eben auch: »Peter stand hinter dem Busch.« Oder noch besser: »Peter kauerte hinter dem Busch.« Mit dem Wort »kauern« assoziiert der Leser nämlich gleich eine gewisse Heimlichkeit, als ob Peter etwas zu verbergen hätte. Das weckt Interesse, da will man doch eher weiterlesen, als wenn sich Peter einfach irgendwo »befindet«.

Oft kann man ein starkes oder ein schwaches Verb benutzen. Natürlich kann man beispielsweise »Gewinn machen«, besser ist allerdings die Formulierung »Gewinn erzielen« oder gar »Gewinn erwirtschaften«. Fröhliche Familien können »Reisen machen«, sie können aber auch »Reisen unternehmen« oder gar »auf Reisen gehen«. Alles nur eine Frage der Perspektive – und vor allem eine Frage des passenden Wortes. 
Nicht nur Verben müssen passen, auch bei Adjektiven – sofern sie überhaupt sinnvoll sind – ist es nötig, dass sie »stimmig« sind. Natürlich kann ich schreiben, dass jemand »groß« ist. Will ich aber beispielsweise schreiben, welchen Eindruck ein Haluter auf einen Menschen hat, wäre das Wort »riesig« angebracht, vielleicht auch das Wort »gigantisch« (was eh dasselbe ausdrückt), vielleicht sogar das Wort »erdrückend« oder »überwältigend« - dann nämlich, wenn sich der Haluter in eine Raumschiffzentrale hineinbewegt, in der er eigentlich keinen Platz haben dürfte.

Es geht jetzt nicht darum, bei jeder Gelegenheit auf den Putz zu hauen und Wörter zu finden, die das normale Wort übertreffen. Ein schlichtes »groß« kann genügen, ein harmloses »sagte« viel mehr bedeuten als ein »grummelte« oder gar »antwortete«.

Indirekte Aussagen

Am besten ist es ohnehin, gewisse starke Worte durch indirekte Aussagen zu unterstreichen. Die Tatsache, dass jemand »groß« ist, lässt sich doch auch so formulieren: »Um dem Haluter in die Augen sehen zu können, musste Perry den Kopf in den Nacken legen.« Oder gerne auch: »Die Finger des Ertrusers waren dicker als Atlans Unterarme.« In einem solchen Fall muss ich erst gar nicht mehr dazu schreiben, dass der Ertruser mit einiger Sicherheit kräftiger ist als unser so schwächlich wirkender Arkonide ... da ist die indirekte Beschreibung um einiges aussagekräftiger.

Eine direkte Aussage ist: »Er war nervös.« Kann man stehen lassen, stimmt ja sicher auch. Warum aber nicht einfach umschreiben? Kleines Beispiel: »Myles Kantor wischte sich seine widerstrebende Strähne aus der Stirn, nagte mit den Zähnen auf der Unterlippe. Mit den Fingern der rechten Hand kratzte er seinen linken Handrücken.« Das Verhalten des Wissenschaftlers sagt aus, dass mit ihm etwas nicht stimmt; da muss man dann nicht mehr schreiben, dass er nervös ist. Für den Leser ist das nachvollziehbar, und der Autor kann mit solchen einfachen Konstruktionen dem Leser die Person seines Textes weitaus besser nahebringen.
Bewegungen machen einen Text lebendiger. Ich empfehle in meinen Seminaren in Wolfenbüttel den Autoren gerne, sie sollen lieber Handlungen darstellen als nüchtern zu beschreiben. Ich will nicht vom Autor als Tatsache hingestellt bekommen, was er sieht, sondern ich möchte es selbst „sehen“, möchte auf diese Weise selbst einen Eindruck vom Geschehen bekommen. Werde ich als Leser zum Mitfühlenden und Mitleidenden, wird mein Eindruck vom Geschehen ganz anders.
Es nützt mir wenig, wenn der Autor mir sagt, seine Hauptperson habe Angst. Lese ich aber, wie sich diese Angst auswirkt, wie die Person schwitzt, wie ihre Zähne klappern, wie sie sich nervös umschaut und wie sie bei jedem Geräusch zusammenzuckt, wird das Geschehen für mich wesentlich intensiver und der Text dadurch spannender.

Partizipialkonstruktionen

Bei allen Sätzen warten schöne Fallen auf den Leser, die in der deutschen Grammatik ihren Ursprung haben. Im englischen klingt manches ja schön: »Walking down the street he talked about ...« auf Deutsch kann man das nicht wörtlich übertragen: »Die Straße hinuntergehend sprach er über ...« Also dann doch bitteschön: »Während er die Straße hinunterging, sprach er über ...« Das leuchtet jedem ein, das lernt man normalerweise auch im Schulunterricht.

Warum dann so viele Autoren trotzdem Konstruktionen benutzen, in denen es von umständlichen Partizipien und anderem nur so wimmelt, ist mir schleierhaft. »Während Atlan, sich auf dem Boden abrollend, seinen Strahler abfeuerte, teleportierte Gucky.« Nicht unbedingt genial, aber schlicht und ergreifend besser ist doch: »Während Atlan sich auf dem Boden abrollte und seinen Strahler abfeuerte, teleportierte Gucky.« Dass beide Handlungen, das Abrollen und das Schießen, gleichzeitig passieren, belegt das schöne Wörtchen »und«, da brauche ich keine 
Partizipialkonstruktion.

Manchmal kann diese ja schön sein, manchmal erzielt sie auch eine Wirkung. In der direkten Rede lasse ich sie mir beispielsweise durchaus gefallen – da kann sie ja eine Figur entsprechend charakterisieren. Unpassend sind solche Konstruktionen jedoch in beschreibenden Texten, vor allem dann, wenn Tempo erzeugt wird. 

Synchronesisch

Noch einige Sätze zum Vormarsch der englischen Sprache, gegen den ich nichts habe. Begriffe wie »Internet« kommen aus gutem Grund aus dem Englischen, und es ist meiner Meinung nach Unsinn, einen Kampf um die Reinhaltung der deutschen Sprache zu führen. Wovor man sich als Autor je-doch hüten sollte, ist, zu viele unverständliche Fremdwörter zu benutzen (dazu sicher ein andermal) oder gar auf Synchronesisch umzusteigen.
Dieser Fachbegriff stammt von Ronald M. Hahn, dem Autor, Übersetzer und Herausgeber. Er führt gewisse Formulierungen, die mittlerweile von vielen Autoren benutzt werden, darauf zurück, dass man schlechtes Deutsch ständig im Fernsehen hört. Dann nämlich, wenn Fernsehserien schnell und billig ins Deutsche synchronisiert werden.

Da entstehen dann eben lustige Konstruktionen. Aus »not really« wird nicht – wie es richtig wäre – ein »eigentlich nicht«, sondern ein »nicht wirklich«. Und ein »no idea« bedeutet nicht »keine Idee«, sondern natürlich »keine Ahnung«. Von einem »nervösen Zusammenbruch«, einem »nervous break-down«, der in Wirklichkeit natürlich ein »Nervenzusammenbruch« ist, wollen wir schon gar nicht reden. 

Das schlimme: Nicht nur in schlecht synchronisierten amerikanischen Fernsehserien finde ich solche Formulierungen, sondern eben auch in deutschen Texten. Da haben die Autoren einfach das falsche Deutsch aus dem Fernsehen im Kopf, und das ist häufig peinlich. 

Wer die Formulierung »es macht keinen Sinn« benutzt, guckt meiner Meinung nach zu viel fern. »It makes no sense« gibt es natürlich im Englischen, im Deutschen würde ich aber lieber ein »es ergibt keinen Sinn« oder gar ein »es ist sinnlos« lesen. Manchmal ist die deutsche Sprache nämlich tat-sächlich kürzer und prägnanter als die englische.
Und mit diesen schönen Worten möchte ich diese Predigt für diese SOL-Ausgabe beenden.

Klaus N. Frick

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