Für Autoren

(c) Perry Rhodan FanZentrale
Erstveröffentlichung in SOL Nr. 20 - 4/00

 

Einige Tipps für angehende Autoren (7/12)

von Klaus N. Frick

Nachdem ich schon in der letzten Folge auf stilistischen Details geradezu herumgeritten bin, folgt diesmal ein kleiner »Nachschlag«. Grund ist ein Manuskript, das dieser Tage bei mir eintraf und eigentlich eine ganz spannende Geschichte zu erzählen wusste. Eigentlich ... Der Autor sorgte nämlich durch stilistische Kapriolen dafür, dass die Geschichte keinen Deut mehr gefallen konnte. 

Solche Kapriolen lassen sich meiner Meinung nach leicht vermeiden. Es gibt eine Reihe von deutschsprachigen Büchern, die sich mit dem Stil beschäftigen; dazu kommen Sachbücher für Journalisten, Drehbuchautoren und Schriftsteller. Es kann nicht schaden, sich solche Bücher anzuschauen. Nicht jedes Buch ist für jeden angehenden Autor sinnvoll und nachvollziehbar, deshalb empfehle ich einen »Blick zuvor«. Und als kleine Einstiegshilfe gibt es in dieser Folge meiner Reihe gleich die angekündigten kleinen Hinweise.

Die Koppel-Falle

Diesen Fehler begehen sinnigerweise vor allem jene Autoren, die schon geübt sind in der deutschen Sprache, die sich seit längerem mit ihrem Stil beschäftigen und die sich deshalb bemühen, einen möglichst großen Wortschatz zu benutzen. Dummerweise rutschen sie dann gleich wieder ins andere Extrem: Sie benutzen zu viele Adjektive – und diese koppeln sie in manchmal unerträglicher Art und Weise mit Verben oder Substantiven.
Das Manuskript, das ich dieser Tage bekam, war ein schönes Beispiel dafür. Der Autor ließ bereits auf der ersten Seite kein erdenkliches sprachliches Klischee aus. Der Held setzt sich auf einen Klappstuhl, und dieser ist ... na? ... dieser Klappstuhl ist natürlich hölzern. Unser Held hebt seinen speckigen Filzhut zu einem kecken Gruß, er nimmt sein angeschmutztes Taschentuch zur Hand, wischt damit über die schweißnasse Stirn und blickt in die grelle Sonne. Dass der Sand der Wüste, in der er sich aufhält, hell ist und die wenigen Palmen am Horizont grüne Blätter besitzen, verschweigt der freundliche Autor ebenso wenig.
Was ich damit meine: Die Koppelung von Hauptwort und Adjektiv birgt derart viele Koppel-Fallen in sich, dass man sehr wohl aufpassen muss, dass nicht ein Klischee auf das andere folgt ... Mit zielsicherem Instinkt finden zahlreiche Autoren genau die »richtigen« Koppel-Fallen, die ihr Manuskript letztlich unlesbar machen.

Fast noch schlimmer ist aber die andere Unsitte, die sich leider auch bei professionellen Schriftstellern zu häufig findet. (Und Redakteuren, keine Sorge ...) In diesem Fall werden Verben mit Adjektiven bzw. Adverben gekoppelt. Die Personen entrüsten sich – natürlich »gespielt«. Sie lachen – natürlich »schallend«. Sie schauen jemanden an – natürlich »erschrocken«. Sie krächzen – natürlich »erregt«. Oder sie murren – logischerweise »unwillig«. Ganz zu schweigen von Helden, die »laut« rufen, »leise« flüstern oder gar »schnell« rennen. Zwei Drittel dieser Verb-Ergänzungen kann ersatzlos gestrichen werden, und es sind im Normalfall immer noch zu viel dieser Konstruktionen im Text vorhanden!

Die Steigerung ist das sogenannte Doppelmoppeln: Ich will schon gar nicht vom »weißen Schimmel« anfangen, solche Fehler dürften eigentlich niemandem mehr passieren, der sich kritisch mit dem eigenen Text beschäftigt. Wenn aber eine im Roman geschilderte Landschaft »öde« ist, gehe ich davon aus, dass sie auch »abwechslungslos« ist. Das zweite Adjektiv ist bei einer solchen Aufzählung problemlos zu streichen; im Zweifelsfall muss der Autor das stärkere nehmen, das, welches am besten passt. Sehr oft benutzen Autoren »doppelt gemoppelte« Formulierungen, bei denen das zweite Adjektiv das erste nur in anderer Form wiederholt. 
Abschließend kann zu diesem Thema nur die Tageszeitung zitiert werden, für die ich früher gearbeitet habe. Dort gab es einen geflügelten Spruch, den der Redakteur auch aus einem schlauen Buch geklaut hatte: »Wenn du ein Adjektiv in deinem Artikel brauchst, geh hoch zum Chefredakteur und frag bei dem nach, ob es überhaupt nötig ist.«

Wobei zu einem guten Text natürlich gut gewählte Adjektive gehören. Aber das wiederum ist ein ganz anderes Thema ...

Das Bestiarium

Dieser Abschnitt passt gut. In vielen Romanen kommt man sich nämlich vor, als halte man sich in einem Zoo auf. Die jeweiligen Personen krächzen und brummen, sie murren und schnaufen, sie brüllen und grollen, sie murmeln und schauen wölfisch. Auf die Dauer wirkt das mehr als albern; man hat als Lektor oder als Leser das Gefühl, der Autor wolle vor allem beweisen, wie gut er den Griff ins Synonym-Lexikon beherrscht oder wie gut er in punkto Wortschatz ist.

Ein schlichtes »er sagte« ist häufig einer Formulierung wie »er schnaufte« vorzuziehen, wenn es keinen Grund gibt, wie ein Walross zu schnauben. In den meisten Fällen »sagt« man nämlich wirklich etwas, oder man »spricht« etwas. Selbst wenn jemand entsetzt in die Wäsche guckt, ist sein Kommentar zu irgendwelchen Enthüllungen selten »geröchelt«. Bei solchen Szenen ist häufig ein bisschen »weniger« deutlich mehr.

Die »und«-Langweiler

Eine Falle, in die auch professionelle Autoren gerne tappen: Sie wollen Spannung erzeugen und hängen zusammengesetzte Hauptsätze aneinander. Oder, noch besser: Sie reihen Nebensätze aneinander, die sie durch »und«-Konstruktionen verbinden. Je nach Text, sind die Folgen häufig fatal. Anstatt dass der Text spannender wird, endet er in Langeweile. Nicht gut ... das will ja kein Autor.

Konkretes Beispiel gefällig? »Der Raumfahrer blickte auf und sah in die Ferne. Langsam erhob sich dort das Raumschiff vom Landefeld und verschwand in der dichten Wolkendecke. Der Raumfahrer hob die Hand und schickte seinen Freunden einen letzten Gruß hinterher.« Jeder Satz für sich ist richtig, insgesamt ergibt sich ein kreuzlangweiliger Text. Warum? Weil dreimal hintereinander dieselbe Konstruktion kommt – für den Leser wird die sprachliche Abfolge somit nicht mehr interessant und fesselnd, er verliert sehr schnell den Faden. Ein schlichter Trick ist hier, einfach einmal ein »und« wegfallen zu lassen und durch ein Komma zu ersetzen. Besser wäre allerdings, zwei der drei Sätze so umzustellen, dass der Schwerpunkt des Satzes ein anderer wird und die »und«-Konstruktion ganz verschwindet.

Dasselbe gilt selbstverständlich für zusammengesetzte Hauptsätze. Über die neue deutsche Rechtschreibung, nach der in solchen Fällen nicht einmal mehr ein Komma vor dem »und« gesetzt werden soll, muss ich mich an dieser Stelle hoffentlich nicht auslassen; zu diesem sprachlichen Unsinn wurde an anderer Stelle schon genug geschrieben. Ein solcher Satz kann nämlich durchaus unterhaltsam sein: »Die Stimmung in der Arena schien zu kochen, und Atlan spürte, wie seine Anspannung wuchs. Sein Gegner wagte einen neuen Angriff, er hob sein Schwert, die Waffe raste von schräg oben auf den Arkoniden zu, und Atlan konnte sich im letzten Augenblick zur Seite rollen, sprang auf, und dann stand er auf den Beinen und konnte nun seinerseits den Gegner angreifen.« Das geht, das ist in Ordnung – aber dann bitteschön nach einer solchen Abfolge von mehreren »und«-Konstruktionen den Blickwinkel und den Stil der jeweiligen Sätze wechseln. Sonst wird aus der spannenden Action-Szene ganz schnell ein Langweiler.

Einige Kleinigkeiten

Vermeiden sollte man übrigens allgemein, Formulierungen zu wiederholen. Das bezieht sich auch auf Sätze mit reflexiven Verben wie »er duckte sich« oder »er bewegte sich«. Dreimal »sich« in einem Satz zu benutzen ist definitiv zu viel – davon lassen sich zwei ohne Problem streichen.

Beim nächsten Mal sollte ich vielleicht einmal von den sprachlichen Klischees auf die rein inhaltlichen Klischees überwechseln. Auch hier gibt es einiges zu beachten, und das bezieht sich nicht nur auf Texte aus den Bereichen Science Fiction und Fantasy, sondern ebenso auf Texte der sogenannten allgemeinen Literatur oder des Krimis. 

Klaus N. Frick

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