Für Autoren

(c) Perry Rhodan FanZentrale
Erstveröffentlichung in SOL Nr. 26 - 2/02

 

Einige Tipps für angehende Autoren (11/12)

von Klaus N. Frick

 

Vorspann:

In verschiedenen Folgen dieser Serie habe ich über einzelne Wörter geschrieben, aber auch mal über ganze Texte. Den »Zwischenbereich« habe ich fast schamhaft ausgeklammert. Sätze braucht man nämlich in der Tat, um eine Kurzgeschichte oder einen Roman zu schreiben –und häufig scheitern angehende Autoren genau an der Hürde, aus vielen gut gelungenen Worten gut zu lesende Sätze zu machen, die dann wiederum einen flotten Roman oder eine schöne Geschichte ergeben ... Diesmal nur zwei Beispiele, denen man Dutzende weiterer hinzufügen könnte.

Lauftext:

Sätze sollen Informationen vermitteln und möglichst auch unterhalten. Kurz und knapp sollen sie mal sein, mal lang und ausführlich; das alles unter einen Hut zu bringen, ist gar nicht so einfach. Vielleicht sei deshalb eine Faustformel vorgeschickt: Da die meisten Menschen erstaunlich gut sprechen, also tatsächlich ein Gefühl für gutes Deutsch haben, empfiehlt es sich für Autoren, sich ihre Sätze einfach einmal laut vorzulesen. Ganz schnell wird man in einem solchen Fall feststellen, wo der Satz verschraubt oder langweilig, kompliziert oder einfach nur schlecht klingt.
Und dann sollte man daran gehen, den Satz besser zu gestalten. Das ist übrigens zu schaffen ... Man muss eben einige Regeln beachten und sich vor allem immer vergegenwärtigen, dass man ja den Leser erreichen will und nicht sich selbst.

Die richtige Satzlänge

Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen glauben viele Autoren, einen besonders guten Stil zu benutzen, wenn sie möglichst lange Sätze formulieren. Das ist ein Irrtum. Häufig sind lange Sätze, vor allem, wenn sie zahlreiche Informationen auf einmal transportieren wollen, eher hinderlich. Sie machen eine gute Geschichte manchmal sogar kaputt, zerstören jeglichen Rhythmus und verhindern Spannung. Wer das nicht glaubt, schaue sich Kurzgeschichten von Autoren an, die zu recht gelobt wurden: Hemingway in der allgemeinen Literatur oder Bradbury in der Science Fiction. Die Sätze dieser Autoren sind kurz und prägnant, beschränken sich auf das nötigste, und trotzdem hat der Leser stets das Gefühl mitten in der Geschichte zu sein.

Natürlich bestehen Unterschiede zwischen einem Roman, der gerne in die Breite – und auch in die Länge - gehen darf, und einer Kurzgeschichte, bei der es nun einmal auf prägnante Aussagen ankommt. Trotzdem sind kurze Sätze verständlicher, treiben die Handlung voran. Wobei aufzählende Sätze wie in dem vorherigen Satz dies ebenso tun können: Da aber funktionieren die Teilsätze zwischen den Kommas wie einzelne Sätze, die sich gewissermaßen jagen und so auf ihre eigene Weise eine Spannung aufbauen.

Das ist jetzt keine eiserne Regel. Kurze Sätze können ebenso schlecht sein, lange Sätze können eine brillante Wirkung erzeugen. Wer aber eine spannende Handlung erzählen will, soll sich überlegen, wie er sie vorantreibt, und in einem solchen Fall ist ein kurzer Satz stets einem langen vorzuziehen. Knappe Informationsvermittlung erhöht meist die Spannung und hält die Leser bei der Stange. Die Kollegen bei der BILD-Zeitung, deren politisch-inhaltliche Ausrichtung man nun wirklich nicht zu schätzen braucht, exerzieren das Tag für Tag vor. Es sind beileibe nicht nur die »dummen Leute«, die diese Zeitung und andere Boulevardblätter lesen, sondern auch und vor allem Menschen, die sich kurz und knapp informieren wollen.

Am sinnvollsten ist übrigens eine gute Mischung, die für einen gewissen Sprachrhythmus sorgt: Auf zwei, drei kurze Sätze kann hier beispielsweise ein langer Satz folgen. Dann wird der Leser nicht eingelullt, sondern durch den Stil des Autors ebenso überrascht wie durch die Geschehnisse. Wobei das, was erzählt wird, natürlich ebenso die Satzlänge beeinflusst: Action zeichnet sich durch kurze Sätze oder aufzählende Sätze aus, welche die Geschwindigkeit beim Lesen erhöhen, während es bei Beschreibungen durchaus ein bisschen behäbiger beim Lesetempo und damit auch bei der Satzlänge zugehen kann.

Substantivistischer Stil

»Die Analyse der Arbeitslosenstatistik führte zur Erkenntnis einer rapiden Zunahme.« Solche und noch viel schlimmere Sätze lassen sich in Tageszeitungen lesen und in den Fernsehnachrichten hören. Kein Wunder, dass die meisten Menschen hierzulande gerade komplizierte Zusammenhänge schnell vergessen. Der substantivistische Stil, bei dem ein Hauptwort an das andere gereiht wird, ist leider nicht nur bei Beamten und deren Verlautbarungen beliebt, sondern auch bei Journalisten und Autoren.

Dabei nützen diese Konstruktionen niemandem. Dem Leser nicht, weil er sie nicht versteht, dem Autor aber auch nicht, weil er sich viel zu viel Mühe macht. Dabei wäre es doch viel klüger, einfach mal darüber nachzudenken, wie man die komplexe Aussage denn dem »normalen Menschen« erklären würde. Auch hier seien die Kollegen von der BILD-Zeitung für ihren Stil gerühmt: Solche Sätze wie das oben genannte Beispiel finden sich in ihren Texten nicht. Aus Platz- und Zeitgründen wird hier knapp und gut geschrieben.

Der oben genannte Satz lässt sich im Wesentlichen auf die Aussage »Es gab mehr Arbeitslose« zusammenfassen. Wer unbedingt die Statistik im Satz haben möchte, muss anders formulieren: »Nach der jüngsten Statistik hat die Zahl der Arbeitslosen zugenommen.« Das ist nicht unbedingt eine geschickte Formulierung, sagt aber klarer, was gemeint ist.
Substantivistische Formulierungen dienen häufig dazu, Sachverhalte zu verschleiern, unangenehme Dinge gewissermaßen hinter einem Wust umständlicher Sätze zu verstecken. Kein Wunder, dass sie gerne von Behörden und Politikern benutzt werden. Wer als Autor seine Leser unterhalten möchte, muss auf solche Formulierungen verzichten: Er will nicht nur verstanden werden, er will schließlich auch, dass seine Leser den Text zu Ende lesen und – wenn möglich – auch den darauf folgenden lesen möchten.

Klaus N. Frick

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