Für Autoren

(c) Perry Rhodan FanZentrale
Erstveröffentlichung in SOL Nr. 15 - 3/99

 

Einige Tipps für angehende Autoren (2/12)

von Klaus N. Frick

Nach dem wir im ersten Teil dieser Reihe darauf hingewiesen haben, was grundsätzlich zu beachten ist, bevor man sich an die Ausarbeitung einer Idee oder eines Exposés macht, geht es diesmal erneut um etwas sehr grundsätzlich, um einen allgemeinen Standard nämlich. Dieser ist auch sehr wichtig ...

Natürlich ist bei dieser Folge der Autoren-Tipps etwas ganz wichtiges zu beachten: Jede Regel hat ihre Ausnahme – je berühmter und beliebter ein Autor, desto größer sind die Ausnahmen von der Regel, die er sich erlauben kann. Wer allerdings startet, tut gut daran, sich an prinzipielle Regeln zu halten, die in der Branche üblich sind.

Die Vorgeschichte

Ich werde nie vergessen, wie ich 1983 in Bergisch-Gladbach saß, auf einer Science-Fiction-Veranstaltung des Bastei-Lübbe-Verlags. Neben mir saß eine junge blonde Frau, die mir erzählte, sie habe bereits erste Fantasy-Romane geschrieben, von denen einer auch bald bei Heyne erscheinen würde. Ich selbst hatte damals die ersten Geschichten publiziert, träumte von einer Schriftsteller-Karriere. Und auf dem Podium saß ein Mann mit Vollbart, der uns einige Illusionen raubte.

Die junge blonde Frau heißt Uschi Zietsch und schreibt heute unter dem Pseudonym Susan Schwartz unter anderem PERRY RHODAN-Romane; was aus mir wurde, ist bekannt; der Mann mit Bart heißt Ronald M. Hahn, ist Übersetzer, Herausgeber, Autor und ein absoluter Kenner des phantastischen Genres.

Und er erzählte uns die Geschichte von dem unglaublich begabten jungen Autor, der ein unglaublich gutes Manuskript geschrieben hat. Dieses Manuskript hat der junge Autor natürlich – damals war das so üblich – mit der Schreibmaschine erstellt. Um Platz zu sparen, hat er jedes Blatt auf beiden Seiten beschrieben, und zwar von links oben nach rechts unten, ohne einen größeren Rand zu lassen. »Natürlich« hat er auf Seitenzahlen und jeglichen anderen Luxus verzichtet, er hat es ebenso »selbstverständlich« auch nicht geheftet.

Das Wunder geschieht: Das Manuskript kommt zum richtigen Zeitpunkt in die richtige Abteilung des richtigen Verlage, wird dort sogar von einer Sekretärin geöffnet und dann von dieser in das Zimmer des betreffenden Redakteurs oder der betreffenden Redakteurin getragen. Leider hören die Wunder jetzt auf: Die Dame stolpert, das Manuskript fällt auf den Boden, Kaffee läuft darüber, und es ist völlig unbrauchbar. »Natürlich« ist auf dem Manuskript auch keine Adresse angegeben. Was geschieht, ist klar: Das Manuskript wandert in den Müll (heute immerhin in den Papiercontainer). Und einer der besten Science-Fiction-Romane aller Zeiten bleibt unveröffentlicht, ein unglaublich guter Autor wird nie bekannt.
Was lernen wir daraus? Erstens, dass Ronald M. Hahn so gute Geschichten zu erzählen weiß, dass man sich auch über fünfzehn Jahre danach noch an sie erinnert. Und zweitens, dass es sehr sinnvoll ist, gewisse Regeln einzuhalten.

Das Manuskript

Dazu gehört die Manuskript-Norm. Eine sogenannte Standard-Seite wird mit einer Standard-Schrift mit großzügigem »Durchschuss« beschrieben (früher war das eben die Schreibmaschine, die auf »zweizeilig« eingestellt wurde). Auf diese Weise kommen exakt 30 Zeilen auf ein Blatt Papier – und in jeder Zeile sind rund 60 »Anschläge«. Es können ebenso 58 oder 62 sein, letztlich kommt es auf die durchschnittliche Anzahl an. Ein Anschlag ist beispielsweise ein Buchstabe, aber auch ein Satzzeichen und ein Leerzeichen gehören zu dieser Familie. Wer es geschickt macht, sorgt dafür, dass links ein breiterer Rand ist als rechts – dann kann das Manuskript besser zusammengeheftet werden. Es versteht sich von selbst, dass ein Blatt Papier nur von einer Seite aus beschrieben wird.

Der Grund für diese Norm liegt auf der Hand: Auf einen Blick kann ein Redakteur sehen, wie lange eine Geschichte oder ein Roman ist. Okay, im Zeitalter des Computers und der Diskette kann man das auch ausrechnen lassen (so geschieht das in der PERRY RHODAN-Redaktion); aber die prinzipiellen Regeln sind dieselben wie früher. Vor allem kann der Redakteur (oder die Redakteurin) bei einer solchen Manuskript-Form in den Texten sehr rasch seine Anmerkungen anbringen, die einerseits für ihn und anderseits für den Autoren oder den Bearbeiter bestimmt sind.
Auf dem Manuskript steht bitteschön auf der ersten Seite irgendwo der Name des Autors und ein Titel. Und schön wäre es, wenn es auf der letzten Seite auch eine Adresse geben könnte. Begleitbrief hin, Begleitschreiben her – so etwas geht ebenso leicht verloren wie ein Briefumschlag. Sicher ist immer sicher! Relativ dünne Manuskripte können geheftet oder »getackert« werden; bei einem Roman-Manuskript empfehle ich einen Schnellhefter. Das sieht nicht nur gut aus, das schützt auch noch das Manuskript gegen irgendwelche Transportschäden.
So ist zumindest die Chance gegeben, dass das Manuskript von einem Verlagsmitarbeiter angesehen wird ...

Verstehe das keiner falsch: Das sind keine Schikanen. Aber üblicherweise bekommt ein Verlag jede Woche einige Stapel von sogenannten unverlangt eingeschickten Manuskripten. Ein kluger Verlagsmitarbeiter nimmt sich stets die Zeit für diese Texte – es könnte sich ja der neue Hemingway, der neue Böll oder eben (in PERRY RHODAN-Kreisen) der nächste Voltz dahinter verbergen. Wenn ein Text allerdings völlig leser-unfreundlich gestaltet wird, sinkt die Bereitschaft der Redaktion sehr schnell, sich intensiv mit dem Gebotenen auseinanderzusetzen. Klingt doch logisch, oder?

Sonstiges ...

Fehlt noch was?
Ja, der Brief, das Exposé und der Anfang. Ich will’s in der Folge sehr kurz machen.
Es sollte selbstverständlich ein Begleitbrief mitgeschickt werden. Der braucht nicht lang zu sein und kann auf den Versuch verzichten, sich bei der Redaktion »einzuschleimen«. Kurz und knapp und höflich. Es kann nicht schaden, einen Brief mit höflicher Anrede zu beginnen. Kein Witz! Wir bekamen schon Manuskripte ohne Anschreiben, oder es gab Briefe ohne Anrede und ohne Adresse. Manchmal fragt man sich da ja schon ...
Wenn es sich um einen längeren Text handelt, ist ein kleines Exposé nicht schlecht: Auf zwei Seiten sollte hier der Roman oder die Erzählung skizziert werden. Das ist zwar keine Pflicht, hilft aber durchaus. Wenn sich das Exposé allerdings schon völlig ideenlos liest, hat der Redakteur nicht viel Lust, sich durch 400 Seiten Roman zu kämpfen!

Das gilt übrigens auch für den Einstieg in den Roman. Ist der Anfang eines Textes gleich schlecht oder langweilig, liest kein Mensch weiter. Und prasseln gleich im ersten Absatz die »deutsch-technischen« Fehler auf einen Leser herunter, hat der erst recht keine Lust. Um’s fies zu sagen: Wenn ich im dritten Satz einer Geschichte schon einen schmerzhaften Rechtschreibfehler sehe, lege ich das Manuskript zur Seite. Ich muss nämlich davon ausgehen, dass ein Autor, der bei solchen Kleinigkeiten versagt, auch nicht in der Lage ist, einen längeren Text zu meistern.
Und es wäre doch schade, wenn ein epochales Werk nur wegen solcher Kleinigkeiten nicht gedruckt würde. Oder?

Klaus N. Frick

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